Nun könnte man sagen, wozu geben wir das Geld weg, es gibt doch im eigenen Land genug finanzielle Probleme. Haushaltslöcher überall, und es muss strikt gespart werden, was auch die „kleinen Leute“ zu spüren bekommen, weil ihnen höhere Gebühren abverlangt oder Vergünstigungen gestrichen werden. Das ist alles unerfreulich. Und relativiert sich doch, wenn man Menschen getroffen hat, die von einem Dollar am Tag oder weniger leben müssen und die dennoch optimistisch in die Zukunft schauen, weil es – auch dank unserer Hilfe – in ihrem Land vorangeht.
Obroney – Weißer Mann – wer bist Du ?
Von Jochen Ewald
Der feste, fast traurige Blick eines kleinen Jungen im Trikot der „Blues“ von Chelsea, er verfolgte mich die ganze Zeit, als wir auf dem Marktplatz in Bulenga bei den Sorghum-Bauern waren. Er schaute nicht zu den Tänzern auf dem Platz, sondern hatte sich zu mir gewandt und sah mich die ganze Zeit an, ohne ein einziges Wort zu sagen oder seine Miene zu verändern. Aber es kam mir vor, als ob er mich doch etwas fragen wollte. So etwas wie „Wer bist Du – was machst Du hier?“
Ich hatte ja zuvor auf dem Markt in Kumasi erlebt, wie mir von überall die Menschen freundlich zuriefen „Obroney“ – „white man“– so als ob ich etwas Besonderes sei, oder als ob ich für die Menschen hier etwas besonders positives bewirken könnte.
Dieser kleine Junge rief nichts, er sah mich nur schweigend an und bewirkte gerade dadurch, dass ich mir selbst seine von mir vermuteten aber unausgesprochenen Fragen stellte. Wer ich denn eigentlich hier bin und was ich denn hier mache. Hier in Bulenga, im kargen Norden Ghanas, bei brütender Hitze als Ehrengast den Worten der Redner lauschend, der Tänzerin zuschauend, die mit ekstatischen Bewegungen zu dem Wirbeln der Trommeln einen Cedi aus dem Staub mit dem Mund aufhob, ohne das Tanzen zu unterbrechen. Einen cedi, das sind gerade einmal 50 Cent, das durchschnittliche Tages-Einkommen der hier lebenden Menschen.
Wer ich bin? Im Moment jemand der sich bequem auf einem Stuhl sitzend von den Einheimischen etwas vorführen lässt. Der es toll findet, dass hier die Chiefs der Dörfer auch zu seinen Ehren versammelt sind, dazu einige hundert Männer und Frauen und die vielen Kinder mit ihren großen, fröhlichen aber eben auch fragenden Augen. – Niemals zuvor habe ich solche Fragen in ihren Augen gesehen wie bei diesem kleinen Jungen. Und diese Fragen rühren mich an. Natürlich: sie geben mir die Zuversicht den Weg fortzusetzen und für die Idee der Hilfe zur Selbsthilfe zu werben, die von Opportunity International so großartig umgesetzt wird. Nicht einfach Geschenke als Almosen verteilen, sondern mithelfen, den Menschen ihren eigenen Weg aufzuzeigen, der sie stark und unabhängig macht – Freilich der
Blick sagt mir, ich könnte eigentlich noch eine ganze Menge mehr tun, der kleine Junge im Trikot der „Blues“ von Chelsea – er sagt es nicht, er fordert es nicht, aber sein Blick gibt mir das Gefühl, dass er das richtig gut finden würde !
Ich freue mich daher, dass wir diese zweite Reise nach Ghana unternehmen durften und beschlossen haben, uns in der Region Weser-Ems weiter für die Idee der Mikrofinanzierung einzusetzen. Ich glaube, auch die Menschen in Weser-Ems finden das richtig gut, das haben sie schon durch ihre bisherige Spendenbereitschaft bewiesen.
Jever, den 30.3.2010
Liebe Förderer unseres Ghana-Projektes,
Aus der Region Weser-Ems konnten wir durch zahlreiche Spendenaktivitäten und insbesondere auch durch die Unterstützung der Nordwest-Zeitung Spenden in Höhe von weit über 200.000 Euro für Mikrokredit-Projekte in Ghana von Opportunity International bereitstellen. Diese Gelder sind nicht als Geschenke an die notleidenden Menschen in Afrika verteilt worden, sondern ganz gezielt als Mikrokredite, mit deren Hilfe die Kreditnehmer ihr eigenes Schicksal selbst bestimmen und selbst gestalten können.
Wir haben uns vor Ort davon überzeugt, dass die Hilfen ihren Zweck erfüllen. Mit der Partnerorganisation SINAPI AB A TRUST hat Opportunity in Ghana einen Partner, der gerade erst zu den weltweit besten Mikrokreditorganisationen gewählt wurde, wozu nur drei Organisationen aus Afrika gehören! Wir haben die Zentrale von Sinapi Aba Trust – übersetzt bedeutet das: Ein Senfkorn säen – in Kumasi besucht und dazu einige Filialen auf dem Lande und waren total begeistert von der fachlichen Qualität und menschlichen Wärme der Sinapi-Mitarbeiter.
Nach unserem ersten Ghanatrip im März 2008 und einem zwischenzeitlich längeren Aufenthalt von Rüdiger Möllenberg in der Voltaregion, haben wir in diesem Jahr einen weiteren Besuch unternommen (natürlich wieder auf eigene Kosten) und haben uns dabei auf die noch ärmere Region im Norden Ghanas konzentriert.
Auf den großartigen Reisebericht von Brigitte Meiners, veröffentlich im Jeverschen Wochenblatt, dürfen wir verweisen.
Wir haben gespürt, wie wichtig unsere Hilfe für die Menschen ist und wir haben auch gespürt, wie wichtig es ist, dass wir hier in Weser-Ems so viele Menschen und Unternehmen gewinnen konnten, die weltweite Arbeit von Opportunity International auf dem Gebiet der Mikrofinanzierung zu unterstützen.
Das ist auch der Grund weswegen wir uns als Schirmherren bzw. Botschafter für Opportunity weiterhin für die weltweite Bereitstellung von Mikrokrediten engagieren, die inzwischen auch von der Politik als die effektivste Form der Entwicklungshilfe erkannt wurde.
Ob in Afrika oder jüngst auf Haiti – die Notwendigkeit gezielter Hilfen ist durch die internationale Finanzkrise noch größer geworden. Deswegen bedanken wir uns ganz herzlich bei allen Förderern und Spendern und bitten weiterhin um wohlwollende Unterstützung.
Der Freundeskreis Weser-Ems für
Helmut Burlager, Jochen Ewald, Dr. Karl Harms, Rüdiger Möllenberg,
Jever, März 2010
http://www.oldmarytown.de/obervolta.htm
http://www.oldmarytown.de/ghana-rundbrief-03-10.htm
http://www.youtube.com/watch?v=tzKwBIPzlW0
http://www.youtube.com/watch?v=4oZ2An-7GF8