Unsere Reise durch Ghana: Accra-Kumasi-Wa-Kumasi-Obuasi-Cape Coast-Accra
Von Helmut Burlager
Es war vor zweieinhalb Jahren. Von der Existenz eines Freundeskreises Weser-Ems von Opportunity International wusste ich, weil ich als Journalist meine eigene Zeitung aufmerksam lese – mehr nicht. Es war Jochen Ewald, einer der drei Initiatoren des Freundeskreises neben Rüdiger Möllenberg und Dr. Karl Harms, der mich ansprach: Ob ich nicht Lust hätte, mit nach Ghana zu fahren. Der Freundeskreis wolle sich dort anschauen, was mit dem Geld gemacht worden sei, das in den vergangenen Monaten für OID gesammelt worden sei. Ich stimmte spontan zu. Im März 2008 ging es los. Accra, Ho, Voltaregion – eine Woche lang erhielten wir tiefen Einblick in das Leben in den östlichen Landesteilen Ghanas, knüpften Kontakte, ließen uns von Klienten der Mikrobank Sinapi Aba Trust erzählen, wie sich ihr Leben durch Kleinkredite verändert hatte. Und plötzlich war ich mittendrin: Nicht mehr (nur) Journalist, sondern einer von denen, die überzeugt waren, dass mit Mikrokrediten ein Königsweg gefunden ist, wie Entwicklungs- und Schwellenländern zu helfen ist. Wie sich mit wenig Geld die Lebenssituation armer Menschen verändern lässt. Für uns war damals schon klar: In zwei Jahren geht es wieder nach Ghana. Längst ist Brigitte aktiv mit dabei. Und wir sind gemeinsam mit Jochen, Benno und Rüdiger wieder dort gewesen, wie nachfolgende Berichte, von Brigitte Meiners für das Jeversche Wochenblatt verfasst, zeigen.
Quellen: Die Berichte sind der Tageszeitung Jeversches Wochenblatt entnommen.
JEVER/ACCRA/BRM – Die Eindrücke nach sieben Tagen in Ghana könnten vielfältiger nicht sein, die Botschaft dagegen ist eindeutig: Mit Mikrokrediten gelingt es, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen und den Menschen zu einem besseren Leben zu verhelfen. Die Mitglieder des Freundeskreises Weser-Ems, der seit drei Jahren die Hilfsorganisation Opportunity International unterstützt und bis Ende letzten Jahres mehr als 100000 Euro an Spendengeldern gesammelt hat, zu denen weitere 180000 von anderen Spendensammlern dazugekommen sind, konnte sich bei einer Rundreise in Ghana vor Ort davon überzeugen, dass die Hilfe zur Selbsthilfe durch die Gewährung von Klein- und Kleinstkrediten Früchte trägt und dass die Spendengelder wirklich da ankommen, wo sie gebraucht werden.
Brigitte Meiners auf dem 10 Hektar großen Markt von Kumasi
Zusammen mit weiteren Förderern von Opportunity International bekamen der ehemalige Präsident des Genossenschaftsverbands Weser-Ems, Jochen Ewald, Pastor Rüdiger Möllenberg, der Radiologe Dr. Benno Wördehoff und Helmut Burlager, Redaktionsleiter des Jeverschen Wochenblatts, tiefe Einblicke in das Leben der ghanaischen Bevölkerung , die in weiten Teilen bettelarm ist und die Hilfe zum Überleben braucht. Wurden bislang mit den Spendengeldern aus der Region Weser-Ems vor allem Frauen in der Voltaregion unterstützt, so steht nach der eindrucksvollen Reise ins schwül-heiße Westafrika fest: Das Engagement des Freundeskreises, zu dem als weitere treibende Kraft auch der IHK-Präsident Dr. Karl Harms gehört, soll nun ausgeweitet werden auf landwirtschaftliche Projekte, die Finanzierung von „Microschools“ und die spezielle Unterstützung von bedürftigen Jugendlichen, denen der Weg zu einer Ausbildung geebnet werden soll.
Von Brigitte Meiners
Kumasi – „Wir bräuchten mehr von ihrer Sorte“, sagt Anthony Gyasi-Fosu, Chef der Sinapi Aba Trust Bank, die ihren Hauptsitz in Kumasi hat. Seine Aussage bezieht sich auf die 38 Jahre alte Joyce Owusu Dabo, die als Marketing Managerin im dem Unternehmen tätig ist, zu dem 350 Mitarbeiter zählen.
Joyce ist eine der wenigen Frauen, die den Sprung in eine gehobene Position geschafft haben. Dabei war ihr der Erfolg keineswegs vorgezeichnet: Ihre geschiedene Mutter musste im Wesentlichen allein für die drei Kinder aufkommen. Und nur mit großer Anstrengung, so erzählt es die tatkräftige Managerin, sei es ihr gelungen, den Kindern das Schulgeld und die Universität zu zahlen.
Afrika: Im Wirtschaftsleben des Kontinents dominiert vielfach das „schwache“ Geschlecht“. Mikrofinanzierer berücksichtigen dies: Die meisten Kleinkredite werden an weibliche Klienten vergeben.
Von Brigitte Meiners
Die Straßenverkäuferin in Kumasi, der Millionenstadt mitten in Ghana, lacht. Sie freut sich, dass sie ihr Gebäck an den Mann gebracht hat. Das Geld verschwindet in den Weiten ihres Rockes, geschickt setzt sie ihr „Geschäft“, eine mit Glas versehene Holzvitrine, auf den Kopf und setzt anmutig ihren Weg fort, Ausschau haltend nach dem nächsten Kunden.
Im Wirtschaftsleben vieler afrikanischer Länder dominieren die Frauen. Sie sind es, die auf den Märkten zu finden sind, sie treiben Handel mit den unterschiedlichsten Produkten. Während in der Politik die Frauen wenig zu sagen haben, verweisen sie die Männer im wirtschaftlichen Leben auf die Plätze. Wen wundert es da, dass Opportunity International, eine gemeinnützige Entwicklungshilfeorganisation, die mit der Vergabe von Mikrokrediten versucht, die Menschen in Entwicklungsländern aus der Armut zu führen, die meisten Kleinkredite an Frauen vergibt. Denn dadurch, das weiß der ghanaische Opportunity-Partner, Sinapi Aba Trust, aus Erfahrung, profitieren die Familien am unmittelbarsten.
Die Frauen sind es, die das Familieneinkommen verwalten, etwa sechs Familienmitglieder werden davon versorgt. Und auch wenn die meisten Kleinstunternehmerinnen mit ihren Familien von der Hand in den Mund leben, so tragen doch viele ihre mageren Ersparnisse auf die Bank. Die meisten der über 90000 Klienten, die in Ghana von Sinapi Aba Trust mit einem Mikrokredit versorgt werden, haben auch ein Sparbuch. Dies ist zwar ein Verlustgeschäft, frisst doch die Inflationsrate die Sparzinsen auf, doch immerhin ist das Geld auf dem Sparbuch sicher. Denn solange Geld im Haus ist, würden die Frauen nach ghanaischer Tradition es auch für weiter entfernte Verwandte hergeben.
Nicht selten setzen die Frauen auf verschiedene Einkommensquellen, da sind sie erfinderisch. Denn Erfolg zu haben, das verschafft ihnen Respekt. Die „Queenmothers“, die in den Dörfern das Sagen haben, sind der Beweis dafür. Das hat in Ghana eine lange Tradition, schon immer setzten die Frauen auf Selbstständigkeit. Gut bezahlte Arbeitsplätze in der Stadt, vielleicht sogar in einer gehobenen Position, sind für Frauen aber eher selten. Häufig nämlich ermöglichen die kinderreichen Familien, die sich weder das Schulgeld für weiterführende Schulen noch gar eine Universitätsausbildung leisten können, eher den Jungen der Familie eine Ausbildung. Kein Wunder, dass mehr als ein Drittel der Frauen nicht lesen und schreiben können, bei den Männern liegt die Rate dagegen bei unter 20 Prozent.
Bei der Rundreise durch Ghana, die der Opportunity-Freundeskreis Weser-Ems Mitte März unternommen hat, bestand die Gelegenheit, mit etlichen Frauen zu sprechen. Hier sind ihre Geschichten.